Ein Erfahrungsbericht über Aufgabenvielfalt, Highlights und Herausforderungen von Judith, die im Sommer 2022 Praktikantin im *sowieso* war

Auch Interesse an einem Praktikum im *sowieso*? Hier findest du unsere Ausschriebungen.

Wer bist du und was ist dein Hintergrund (Studium, Ausbildung, Ehrenamt etc.)?

Ich bin Judith und ich bin 24 Jahre alt und studiere im 4. Semester Soziale Arbeit an der Evangelischen Hochschule in Dresden. Das ist also mein Praxissemester, was ich hier für 5 Monate absolviert habe. Ehrenamtlich arbeite ich beim Sächsischen Bergsteigerbund und habe mein Auslandsjahr nach dem Abitur in Liverpool gemacht, wo ich als Pflegekraft und Begleiterin für Menschen mit Behinderung gearbeitet habe.

Was macht die Arbeit des *sowieso* besonders für dich?

Für mich ist es sehr besonders, dass es ein Haus ist, wo nur Frauen arbeiten. Das habe ich vorher noch nicht so erlebt und empfinde das als sehr angenehm und als was sehr Besonderes in der Dynamik allgemein und zwischen den verschiedenen Fachbereichen. Das *sowieso* Dresden ist ja eine Frauenberatungsstelle, die eben nicht nur zu einem Thema berät, sondern eine Symbiose zwischen psychologischer, rechtlicher und interkultureller Beratung, den Veranstaltungen, der Öffentlichkeitsarbeit auszeichnet. Die verschiedenen Angebote verbinden sich untereinander sehr stark und viele Frauen nehmen auch mehre davon gleichzeitig wahr. Ich finde, das macht es total besonders – manche Frauen* lassen sich beraten und kommen an einem anderen Tag zu einem Gartenkonzert ins *sowieso*. Das macht es sehr freundlich.
Was ich auch sehr schön finde, ist das Haus selbst. Das ist ja eine alte Villa, die mit den alten Holztüren, Treppen, Stuck an der Decke und ihren verspielten Einrichtungsgegenständen eben kein kalter Beratungsraum ist, sondern hat was Gemütliches. Das war für mich auch neben dem generellen Konzept ein Punkt, der mich bei meinem Bewerbungsgespräch überzeugt hat, hier mein Praktikum zu absolvieren.

Was ist deine Rolle im Team, was sind deine Aufgaben? Wofür bist du innerhalb des Teams bekannt geworden?

Meine Rolle ist natürlich die der Praktikantin – die ersten drei Monate war ich auch eine von zwei Praktikantinnen. Trotzdem fühle ich mich mit jeder Kollegin hier auf Augenhöhe. Das heißt, ich bin nicht weniger Teil des Teams, kann z.B. an Teamklausuren teilnehmen und bin bei allem dabei. Ich habe meine eigenständigen Aufgaben und dadurch fühle ich mich fast, als hätte ich eine eigene Stelle, die natürlich angemessen ist für eine Praktikantin.
Nach meinem Abschlussgespräch mit meiner Praxisanleiterin hier gestern glaube ich, dass ich dafür bekannt bin, dass ich sehr gut mit Klientinnen bin und gut meine Grenzen setzen und aufzeigen kann. Auf der anderen Seite glaube ich ist das auch meine Charaktereigenschaft, dass ich sehr stürmisch bin.

Wie läuft dein Praktikumsalltag im *sowieso* ab?

Das hat sich öfters verändert über die fünf Monate, auch weil wir ja einen Teil der Zeit zwei Praktikantinnen waren. Im Großen und Ganzen mache ich momentan die Kontaktsprechzeiten über die Woche hinweg. Das heißt, ich gehe zwei bis vier Stunden am Tag außer dienstags und freitags ans Telefon und die Tür. Somit habe ich den Erstkontakt mit den Klientinnen, ordne ihre Anliegen ein und verweise sie zu den verschiedenen Beratungs- und Veranstaltungsangeboten. Ich helfe zudem viel bei Veranstaltungen; beim Kleidermarkt für mehrgewichtige Frauen* umfasst das z.B. Schilder basteln, Aufbau und Bar.
Es gibt auch viele Netzwerke, Gremien und Arbeitskreise, an denen ich teilnehme. Heute war ich z.B. beim Netzwerk Essstörungen in Sachsen dabei, nächste Woche steht der Arbeitskreis Sexualisierte Gewalt an. Außerdem habe ich jetzt tatsächlich auch zwei „eigene“ Klientinnen*, mit denen ich niedrigschwellige Aktivitäten mache wie etwa Unterstützung beim Ausfüllen von Dokumenten oder Suche nach einer Wohnung oder einem Ausbildungsplatz. Das begleitet mich gerade auch am meisten.
Über die ganzen fünf Monate verteilt habe ich jedoch sicher noch viel mehr und vielfältigere Aufgaben übernommen, die sind nur teils schon wieder weiter weggerückt. Beispiele dafür sind Öffentlichkeitsarbeit (also z.B. Instagram- und Facebook-Posts) und die Teilnahme am Zukunftstag des Genderkompetenzzentrums in Zwickau.

Was waren deine persönlichen Highlights während deines Praktikums?

Ein Highlight für mich war tatsächlich mal eine Kinderbetreuung. Eine Kollegin hatte eine Klientin in Beratung, deren Kinder nur Spanisch sprachen. Die Kinder waren 5 und 7 Jahre alt und ich habe zwei Stunden auf die beiden aufgepasst – ohne, dass wir eine gemeinsame Sprache hatten. Trotzdem war es sehr leicht, wir hatten total viel Spaß und die Kinder waren sogar sehr traurig, als sie wieder gehen mussten. Das war ein echter Glücksmoment für mich.
Ein weiteres Highlight war der Zukunftstag in Chemnitz, wo ich durch ein kleines Missverständnis irgendwie als Rednerin in einer Podiumsdiskussion auf der Bühne gelandet bin. Das war sehr unerwartet, aber irgendwie war es auch sehr spannend mit Gesine Märtens (Staatssekretärin im SMJusDeg) zu diskutieren – und ich hatte ja auch meine Fans (Kolleginnen aus dem *sowieso* und andere Netzwerkpartnerinnen*) dabei, die mit mir und meiner kurzen Überforderung mitgefühlt haben.
Ein generelles Highlight ist auch immer wieder die Arbeit mit den Klientinnen, die ist auch sehr schön für mich. Frauen aus verschiedenen Kulturen, Ländern, Altersgruppen, Lebensstilen und Arten kennenzulernen, die ja auch mit den verschiedensten Anliegen hier ankommen, das ist auch sehr schön, finde ich.

Was war die größte Herausforderung für dich während deines Praktikums?

Was ich am Anfang schwierig fand, war das System des *sowieso* zu verstehen und überschauen – also die verschiedenen Beratungen, Workshops und Angebote einzuordnen, am Telefon an die richtige Person zu verweisen, vor allem bzgl. der Rechtsberatung. Da hat es mir sehr geholfen, mit den verschiedenen Kolleginnen proaktiv Rücksprache zu halten, was dann auch doch relativ schnell ging.
Mir fiel es zu Beginn auch schwer, nichts zu vergessen. Es gibt ja Praktikantinnenaufgaben, die relativ feststehen. Die sind zwar nicht schwierig, aber ich hatte am Anfang nicht alles auf dem Schirm, bis ich mir dann eine Liste geschrieben und da mehr System für mich reingebracht habe.

Und wie geht es nun für dich weiter?

Im Großen und Ganzen habe ich jetzt erstmal Semesterferien, worüber ich auch sehr dankbar bin nach dem vollen Jahr bisher. Nächstes Jahr werde ich voraussichtlich meinen Bachelor abschließen und dann steht offen, was ich mache. Ich habe hier gemerkt, dass mir die Beratung wirklich taugt und ich kann mir gut vorstellen, die Ausbildung zur Systemischen Beraterin zu machen. Mal sehen! Ich möchte das Praktikum hier auch in den nächsten Wochen und Monaten noch etwas sacken lassen, alles reflektieren und damit dann weitergucken, ob ich nach dem Bachelor mit einem Master oder einem Berufseinstieg vor der Ausbildung weitermache.

 

Auch Interesse an einem Praktikum im *sowieso* Dresden? Dann gucke gerne mal hier bei unseren Ausschreibungen vorbei.

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